Das Kükentöten ist ab 1. Januar 2022 verboten
In Deutschland ist das Kükentöten ab Ende des Jahres 2021 flächendeckend verboten. Damit wird der Praxis, dass jedes Jahr allein in Deutschland etwa 45 Millionen Hühnerküken kurz nach dem Schlüpfen getötet werden, ein Ende gesetzt. Bei den getöteten Küken handelt es sich bisher um die männlichen Geschwister der Legehennen. Die weiblichen Küken werden zu den Legehennen, die unsere Konsumeier legen.
Bruderhahnaufzucht
Mit dem Verbot des Kükentötens ab 1. Januar 2022 steht die Geflügelbranche vor der Herausforderung, praktikable und nachhaltige Alternativen für den Umgang mit männlichen Bruteiern und Küken von Legehybriden auf den Weg zu bringen. Vor einigen Monaten noch massiv und kontrovers diskutiert, setzt sich die Bruderhahnaufzucht und -mast mehr und mehr durch. Nicht zuletzt, weil die Kapazitäten für die Geschlechtsbestimmung im Brutei limitiert sind und verfahrenstechnisch eine Bestimmung bis zum siebten Bruttag, wie vom Gesetzgeber ab 2024 gefordert, derzeit nicht absehbar ist.
Die damit verbundenen höheren Produktionskosten werden in der Regel dadurch ausgeglichen, dass die Eier der Legehennen mit einem entsprechenden Aufschlag vermarktet werden: Jedes Ei der Geschwisterhennen kostet insofern einige Cent mehr.
Dazu gibt es zum Beispiel weitere Informationen mit dem Link auf einen Film zu der Folge Bruderhähne der #OekoHofEinblicke:
Bruderhahn als Alternative zum Kükentöten
Hören Sie dazu auch den Podcast vom Netzwerk Fokus Tierwohl, welche Chancen und Risiken aber auch Möglichkeiten die Bruderhahnaufzucht bietet:
Bruderhahnaufzucht
Welche Alternativen gibt es noch?
Da ein Verbot des Kükentötens nur Sinn macht, wenn Betriebe nicht mangels Alternativen ins Ausland abwandern, hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) seit 2008 mit mehreren Millionen Euro verschiedene Verfahren und Initiativen unterstützt, die das Töten männlicher Küken überflüssig machen.
Geschlechtsbestimmung im Brutei
Mit der Geschlechtsbestimmung im Brutei ("In-ovo-Geschlechtsbestimmung") lässt sich frühzeitig vor dem Schlupf der Küken prüfen, ob aus dem Ei ein weibliches oder männliches Küken schlüpft. Eier, in denen sich weibliche Küken entwickeln, werden weiter bebrütet; das Bebrüten der Bruteier mit männlichen Embryonen wird abgebrochen. Die aussortierten Eier können dann beispielsweise als Futtermittel genutzt werden.
Die vom BMEL geförderten Verfahren zur Geschlechtsbestimmung im Brutei ("In-ovo-Geschlechtsbestimmung") verfolgen zwei unterschiedliche Ansätze:
- Beim endokrinologischen Verfahren werden die Eier etwa neun Tage lang bebrütet. Dann wird von jedem Ei etwas Flüssigkeit gewonnen, ohne dabei das Eiinnere mit dem Embryo zu beschädigen. An diesen Proben wird das Geschlecht mit einem biotechnologischen Verfahren innerhalb kurzer Zeit bestimmt.
- Beim spektroskopischen Verfahren werden die Eier etwa vier Tage lang bebrütet. Dann wird ein spezieller Lichtstrahl in das Ei-Innere geschickt. Das Geschlecht wird durch eine Analyse des reflektierten Lichts bestimmt. Wird im Brutei ein männlicher Embryo festgestellt, wird die Bebrütung abgebrochen. Wird im Brutei ein weiblicher Embryo festgestellt, wird die Bebrütung fortgesetzt, so dass nach insgesamt 21 Tagen die Küken schlüpfen und anschließend zu Legehennen heranwachsen können. Von der Geschlechtsbestimmung bekommen die sich entwickelnden Küken nichts mit.
Die mit BMEL-Mitteln entwickelten Grundlagen wurden von der Wirtschaft aufgegriffen, um sie für die Brütereien in praxistaugliche Lösungen zu überführen. Seit November 2018 sind Konsumeier erhältlich, die von Hennen gelegt wurden, die durch eine Geschlechtsbestimmung im Brutei ohne Kükentöten erzeugt wurden.
Wir haben darüber berichtet, lesen Sie den Beitrag:
Auf dem Weg zum Beenden des Kükentötens - erste Eier im Handel
Das Zweinutzungshuhn: Eier- und Fleischlieferant
Neben den genannten Alternativen hat das BMEL als weitere Alternative zum Kükentöten die Züchtung von Zweinutzungshühnern gefördert. Bei Zweinutzungshühnern wachsen die weiblichen Küken zu Legehennen heran und die männlichen Küken werden zur Mast aufgezogen.
Bislang legen die Hühner der Zweinutzungsrassen im Vergleich zu Hühnern reiner Legelinien deutlich weniger Eier. Auch die männlichen Tiere der Zweinutzungsrassen nehmen im Vergleich zu Hähnen der üblichen Mastlinien wesentlich langsamer an Gewicht zu. Bisher ist die Tierhaltung mit einer Zweinutzungsrasse nur durch eine Quersubventionierung im Rahmen spezieller Programme wirtschaftlich umsetzbar.
Wir haben über die Forschung zum Zweinutzungshuhn berichtet, lesen Sie den Beitrag:
Zweinutzungshuhn - Forschung für mehr Tierwohl
Weitere Informationen
bmel.de: Ausstieg aus dem Kükentöten
oekolandbau.de: Seepointerhof: Schlaue Hennen und ihre Brüder