Handlungsbedarf beim Schutz von exotischen Wildtieren

Der Handel mit exotischen Wildtieren wie Reptilien und Amphibien trägt mit zum Artensterben bei. Nötig ist daher die Reduzierung der Nachfrage nach wilden Reptilien, Amphibien und kleinen Säugetieren, die dann als Heimtiere gehalten werden – auch in Deutschland.

Das ist ein Ergebnis einer Studie im Auftrag des Bundesumweltministeriums (BMU) und des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), die Pro Wildlife e.V. erstellt hat.

Nach dem Bericht des Weltbiodiversitätsrates ist die direkte Ausbeutung von Tier- und Pflanzenarten durch den Menschen der zweitwichtigste Grund des weltweiten Artensterbens. Hierzu trägt die auch in Deutschland steigende Nachfrage nach "exotischen" Arten für den Heimtiermarkt bei. Insbesondere Reptilien, Amphibien und "exotische" Säugetiere werden in Deutschland und der Europäischen Union immer häufiger gehandelt, obwohl sie oft in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet gefährdet sind. Die neue Studie von Pro Wildlife gibt einen Überblick über die auf dem deutschen Heimtiermarkt gehandelten Arten, untersucht die Relevanz des Heimtierhandels in Deutschland für den internationalen Artenschutz und schlägt zielgerichtete art- und kundenspezifische Gegenmaßnahmen für eine grundlegende Verbesserung der Situation vor.

Aus Zucht oder der Natur entnommen?

Für 75 Prozent der in Deutschland angebotenen Arten gibt es derzeit keine internationalen Schutzbestimmungen und damit keine Handelskontrollen. Gerade bei Reptilien und Amphibien werden viele Arten angeboten, die sehr selten, gerade neu entdeckt und damit noch nicht unter Schutz gestellt oder ohnehin schon stark gefährdet sind, etwa wegen Verlust ihres Lebensraums. Oft ist auch nicht nachvollziehbar, ob die angebotenen Tiere der Natur entnommen sind oder aus einer Zucht stammen. Der Wildtierhandel stellt damit ein zusätzliches Risiko für den Bestand zahlreicher betroffener Arten dar. Außerdem spielt er eine wesentliche Rolle bei der globalen Verbreitung von Krankheitserregern und Viren, neu aufkommenden Infektionskrankheiten und Tierseuchen, so die Studie.

Auf Grundlage dieser Erkenntnisse sollten auch der Handel und die Halterverbände mehr Aufklärungsarbeit leisten und dazu aufrufen, nur echte Nachzuchten zu kaufen statt Wildfänge. Bedrohte Arten ohne gesicherte, legale Herkunft sollten gemieden werden, so eine weitere Empfehlung der Studie. Dies sei ein wichtiger Beitrag, um neben der Artenvielfalt auch die Gesundheit von Menschen und die Tierhaltung in der Landwirtschaft zu schützen.

Maßnahmen zum Schutz der exotischen Tiere

Die Studie empfiehlt auch, den Import, Besitz und Verkauf von Tieren zu verbieten, die in ihrem Heimatland unter Schutz stehen und dort illegal gefangen und exportiert wurden. Außerdem empfiehlt die Studie, weitere betroffene Arten und in ihrem Bestand gefährdete Arten unter Schutz zu stellen.
Zuletzt wurden auf Betreiben der Bundesregierung die in China und Vietnam heimischen Gattungen der Tigergeckos sowie die Gattungen der Warzenmolche und Krokodilmolche unter Schutz gestellt.

Weitere von der Bundesregierung unterstützte und erfolgreiche Anträge betrafen die Unterschutzstellung verschiedener Gecko-, Agamen- und Salamanderarten. Die Listung dieser Arten ermöglicht nun eine effizientere Kontrolle des Heimtierhandels und setzt Anreize für eine nachhaltige Zucht. Das Bundesumweltministerium bereitet derzeit gemeinsam mit dem Bundesamt für Naturschutz Vorschläge vor, welche weiteren gefährdeten Arten als nächstes unter internationalen Schutz gestellt werden sollen.
Außerdem soll geprüft werdem, welche weiteren Maßnahmen speziell zur Reduzierung der Nachfrage von exotischen Heimtieren umgesetzt werden können. Dazu gehören die bessere Kontrolle des Internethandels, die Einführung einer Nachweis- und Kennzeichnungspflicht über die Herkunft von Wildfängen und Nachzuchten oder die verpflichtende Angabe artenschutzrelevanter Informationen beim Verkauf.

Weitere Informationen

Abschlussbericht zur Studie "Strategien zur Reduktion der Nachfrage nach als Heimtieren gehaltenen Reptilien, Amphibien und kleinen Säugetieren"

Haustierberater des Bundeslandwirtschaftsministeriums, hier gibt es unter anderem eine Liste der nicht zur Neuanschaffung empfohlenen Tierarten

Ein Sibirisches Streifenhörnchen sitzt auf einem Baum
Sibirische Streifenhörnchen unterliegen Handels-, Besitz- und Transportverboten und gehören zu den Tierarten, die nicht zur Neuanschaffung empfohlen werden, Quelle: Christoph - adobe.stock.com