Schweine mögen Duschen

Eine Dusche im Schweinestall: Im Sommer hilft sie bei der Vermeidung von Hitzestress, außerdem trägt sie zur Abwechslung bei.

Wenn bei Landwirt Torsten Lange im Stall aus einem Schlauch das Wasser läuft, kommen die Schweine neugierig heran. Der Schlauch hängt zwei Meter über dem Boden, so dass kleine Strahlen von oben auf den Boden rieseln. Die Schweine recken ihre Köpfe in die Höhe. Gerne halten sie ihre Ohren unter das Wasser, auch der Rücken soll gerne etwas abbekommen. Da drängeln und schubsen sich die Schweine schon ein wenig hin und her, aber sie sind verspielt und nicht aggressiv.

Die Dusche ist eine beliebte Abwechslung

Wenn das Wasser wieder abgestellt ist, suhlen sich die Schweine in dem Restwasser, das noch auf dem Spaltenboden verblieben ist. Die Dusche ist nicht nur eine Abwechslung, sie hilft auch, die Körpertemperatur zu regulieren. Vor allem können die Schweine Wärme über die Ohren abgeben und das funktioniert besser, wenn Haut und Fell nass sind.

Die Regelung, wie oft und wie lange die Schweine duschen dürfen, erfolgt automatisch. So ungefähr alle 20 Minuten ist die Sprenkleranlage in Betrieb. Die elektronische Steuerung hat der Unternehmer selbst gebaut. Die Idee zum Einbau einer Dusche in den Stall hat der Landwirt von rheinländischen Landwirten übernommen, die das System für ihren Betrieb entwickelt haben.

Schweine mit langen Schwänzen halten

Landwirt Lange möchte, dass es seinen Tieren gut geht und arbeitet daher seit Jahren daran, die Haltungsbedingungen für seine Tiere zu verbessern. Er nimmt an einem Projekt der Modell- und Demonstrationsvorhaben Tierschutz des Bundeslandwirtschaftsministeriums teil, in dem durch automatische Systeme die Haltungsbedingungen für Mastschweine verbessert werden sollen.

Der Landwirt hatte Befürchtungen, dass sich durch das Versprühen des Wassers die Güllemenge erhöhen würde. Das hat sich jedoch nicht bestätigt. Die Tiere trinken einen Teil des Wassers, einiges verdunstet auf den nassen Schweinen.

Die Dusche hilft zusätzlich bei der Strukturierung des Stalles, denn in diesem Bereich können die Schweine liegen und ausruhen. Weitere Bereiche im Stall sind der Fressbereich und der Kotbereich. Insgesamt bleiben die Tiere durch die verbesserte Strukturierung des Stalles auch sauberer.

Der Landwirt hält einen Teil seiner Schweine mit langem Schwanz und trotz des großen Engagements findet auch er keine sichere Methode für die Haltung mit Ringelschwanz. Im Sommer hilft die Dusche allerdings dabei, Hitzestress und damit einen möglichen Auslöser für das Schwanzbeißen zu vermeiden. Weitere wichtige Faktoren, die bei der Haltung mit langem Schwanz beachtet werden müssen, sind Fütterung, Genetik, Stallklima und einige mehr. Ein gutes Stallklima ist eine weitere Voraussetzung, um gute Haltungsbedingungen für die Schweine zu schaffen, und auch dafür, überhaupt eine Dusche einsetzen zu können.

Aus der Forschung für die Praxis

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) unterstützt die Forschung, damit herausgefunden werden kann, welche Faktoren beispielsweise in der Legehennenhaltung zum "Federpicken" führen oder wie hier in diesem Beispiel, welche Maßnahmen ergriffen werden können, um das Schwanzbeißen bei Schweinen zu reduzieren. Um die durch die Forschung gewonnenen Erkenntnisse zu testen und in die breite Praxis zu bringen, gibt es das BMEL-Projekt "Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) Tierschutz".

Landwirtschaftliche Betriebe erhalten Fördermittel, wenn sie dabei mitmachen, die Erkenntnisse aus der Forschung in der Praxis auszuprobieren. Dabei werden sie umfassend beraten, indem Tierberaterinnen oder -berater zu ihnen kommen und mit ihnen die Gesundheit der Tiere prüfen und Probleme feststellen. Außerdem besuchen sich die teilnehmenden Praktiker gegenseitig, um ihre Erfahrungen auszutauschen.

Weitere Informationen

Ferkel mit Langschwänzen auf einem konventionellen Schweinehaltungsbetrieb

Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) Tierschutz