Ferkel mit Langschwänzen auf einem konventionellen Schweinehaltungsbetrieb

Der Landwirt Martin Stodal hält auf seinem Betrieb 250 Sauen, 1.500 Ferkel und 1.500 Mastschweine. Seit 2015 beteiligt sich der Landwirt an den Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) Tierschutz. In den MuD Tierschutz probieren Schweinehalter aus, mit welchen Maßnahmen die Gefahr des Schwanzbeißens verringert werden kann. Martin Stodal lässt sich bei der Arbeit über die Schulter sehen und erklärt, wie er Schweine mit Ringelschwanz hält.

Ganz wichtig ist dem Landwirt die intensive Beobachtung seiner Tiere, für die er sich täglich viel Zeit nimmt. Nur so bemerkt er frühzeitig die Signale, die dem Schwanzbeißen vorangehen. Der Schwanz ist für ihn ein wichtiger Anzeiger für das Wohlbefinden der Ferkel.

Martin Stodal weiß: Wenn der Schwanz nach oben wedelt, ist alles gut. Wenn er nach unten wedelt, wenn er eingezogen ist wie ein Hund, dann ist das kritisch. Dann passt der Landwirt ganz besonders auf und gibt den Tieren mehr Beschäftigung, eventuell eine Kette und mehr Strohfix. Damit der Landwirt direkt bei den ersten Anzeichen reagieren kann, ist es sehr wichtig, dass die Tiere am Tag mindestens zweimal, besser dreimal kontrolliert werden.

Tipps für Beschäftigungsmaterial gibt's unter Kollegen

„Die Seile und Ketten haben bei uns im Betrieb bewirkt, dass die Tiere besser abgelenkt werden, dass sie sich jeden Tag beschäftigen können und dass wir jeden Tag etwas Neues im Stall haben.“  Da die Tiere beschäftigt sind, so erläutert der Landwirt weiter, benutzen die Tiere nicht den Schwanz des Kollegen als Beschäftigungsmaterial.

Die an den MuD Tierschutz teilnehmenden Betriebe treffen sich reihum auf den einzelnen Betrieben zu den sogenannten Netzwerktreffen und geben sich gegenseitig Hinweise, welche Maßnahmen gut funktioniert haben und welche sich nicht eignen. Die Landwirte entwickeln Ideen, wie zum Beispiel die Idee mit dem "Karabinerhaken". Das Beschäftigungsmaterial hängt an einer Kette, mit einem Karabinerhaken verstellen die Landwirte täglich die Höhe. Dadurch bleibt das Material für die Tiere jeden Tag interessant.

Martin Stodal ist froh über die Netzwerktreffen: "Es entsteht eigentlich alles durch die Netzwerktreffen. Das bringt uns im Gesamtsystem voran. Weil es aus der Praxis für die Praxis ist. Das Gute ist, das sind Kollegen, und Kollegen sind in der Gruppe sehr ehrlich."

Fütterung ist ein wichtiger Faktor

Auch durch die Umstellung auf Trockenfutter und den Einsatz von gehäckseltem Stroh sind Beißereien im Stall zurückgegangen. Das Futter bei Martin Stodal im Betrieb enthält einen höheren Rohfaseranteil. Die Idee dazu hat er auch von einem der Netzwerktreffen mitgenommen. Der Landwirt erklärt: „Insgesamt wollen wir mehr Struktur in die Ration bringen. Das hat zur Folge, dass der Magen-Darm-Trakt sehr aktiv wird und dadurch habe ich ein gesünderes Tier. Gesündere Tiere bedeuten weniger Anfälligkeiten für Schwanzbeißen und Schwanz-Nekrosen. Wenn der Darm gesund ist, ist der Schwanz auch gesund.“

Das gehäckselte Stroh wird mit einer Schaufel Haferflocken und Urgesteinsmehl gemischt. Das Beschäftigungsmaterial wird auf die befestigte Fläche gestreut. Dadurch können die Schweine wühlen. Der Landwirt kann sie dabei sehr leicht beobachten und schnell Veränderungen am Langschwanz sehen.

Betriebsindividuelle Beratung ist sehr hilfreich

Besonders nützlich war für Stodal auch die betriebsindividuelle Beratung im Rahmen der Modell- und Demonstrationsvorhaben Tierschutz. Wenn der Landwirt sich mit seiner Tierschutzberaterin trifft, begutachten sie im Stall die langen Schwänze der Tiere.

Die regelmäßige Bewertung stellt sicher, dass einzelne Tierschutzmaßnahmen auf ihren Erfolg überprüft werden können.

Verschiedene Bereiche für die Ferkel

Die Ferkel-Bucht hat der Landwirt mit Hilfe der Beraterin strukturiert. Die Ferkel haben einen Ruhebereich. Wichtig ist, wie er angelegt wurde und in welcher Ecke er sich befindet. Das führt zu einer guten Strukturierung der Bucht. Die Ferkel wissen genau, dort können sie zur Ruhe kommen, können schlafen, in anderen Bereichen können sie ihr Kotverhalten ausleben, fressen oder spielen. Das ist auf diesem Betrieb optimal gelöst. Dass es in dem Ruhebereich wärmer und dunkler ist als im Rest des Bereiches, das ist sehr gut für die Ferkel.

Aus der Forschung für die Praxis

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) unterstützt die Forschung, damit herausgefunden werden kann, welche Faktoren beispielsweise in der Legehennenhaltung zum "Federpicken" führen oder wie hier in diesem Beispiel welche Maßnahmen ergriffen werden können, um das Schwanzbeißen bei Schweinen zu reduzieren. Um die durch die Forschung gewonnenen Erkenntnisse zu testen, gibt es das BMEL-Projekt "Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) Tierschutz".

Landwirtschaftliche Betriebe erhalten Fördermittel, wenn sie dabei mitmachen, die Erkenntnisse aus der Forschung in der Praxis auszuprobieren. Dabei werden sie umfassend beraten, indem Tierberater zu ihnen kommen und mit ihnen die Gesundheit der Tiere prüfen und Probleme feststellen. Außerdem besuchen sich die teilnehmenden Praktiker auch gegenseitig, um ihre Erfahrungen auszutauschen. Projektträger ist die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung.

Martin Stodal ist froh, an dem Projekt teilnehmen zu können: "Wir als Familie sind sehr gerne bei MuD-Tierschutz dabei. Wir haben gezeigt, dass wir mehr Tierwohl in den Stall bringen können. Natürlich muss dann auch der Verbraucher dafür bereit sein, mehr Geld auszugeben."

Film über den Betrieb

Im Rahmen der MuD Tierschutz wurde ein Film über den Betrieb erstellt, den Sie im YouTube-Kanal des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft (BZL) anschauen können.

Zum Video: Reduzierung des Risikos von Schwanzbeißen bei unkupierten Ferkeln

Weitere Informationen

Ein Test zur Haltung von Sauen mit ihren Ferkeln in Gruppen

Stable Schools für Ziegenhalter – Was ist das denn?

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