Hühnermast im Mobilstall

Die Haltungsform der Hühnermast im Mobilstall ist relativ neu und kommt den Wünschen der Verbraucherinnen und Verbraucher nach einem guten Leben der Tiere nach. Das Beispiel einer Unternehmerin zeigt, wie die Haltung von Hühnern in mobilen Ställen mit Direktvermarktung funktionieren kann. Die Landwirtin muss sowohl die Tiere als auch ihre Familie gut versorgen können und dabei wirtschaftlich arbeiten.

Die Hühner auf dem Betrieb von Anne Körkel leben in einem mobilen Hähnchenstall auf Stroh. Ab der dritten Woche dürfen sie auf einer Weide picken und scharren. Sie leben durchschnittlich 70 Tage, somit fast doppelt so lang wie Hähnchen aus anderen Haltungssystemen. Das ist das Besondere an den Hühnern auf diesem Betrieb. Mobile Hähnchenställe bedeuten, dass diese Kufen haben und nach jedem Hähnchendurchgang an eine andere Stelle gezogen werden. Dadurch können Bodenbelastungen vermieden und Krankheiten bei den Tieren verringert werden. Die Landwirtin ist überzeugt, dass sich sowohl die Lebensdauer als auch die Haltung im Mobilstall mit Auslauffläche auch auf Geschmack und Qualität auswirken.

Die besonderen Kriterien der Tierhaltung im Überblick:

  • mehr Platz im mobilen Strohstall,
  • Zeit zum Wachsen,
  • Auslauf nach draußen,
  • regionales und gentechnikfreies Futter,
  • bisher im Kreis geschlachtet (15 Kilometer vom Betrieb), neu ist die mobile Schlachtung direkt vor Ort.

Für die Vermarktung ist wichtig, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher die Besonderheiten dieser Haltungsform honorieren und die höheren Kosten, die dadurch entstehen, auch mittragen.

Regionalität statt Bio

Regionalität ist der Landwirtin wichtig: Haltung, Schlachtung und Vermarktung erfolgt in der Region.  Auf das regionale Futter ist die Landwirtin besonders stolz. Die Bestandteile kommen zu 80 Prozent aus dem heimischen Betrieb, zu 20 Prozent vom umliegenden Landhandel und sind gentechnikfrei. Durch die Mischung entsteht ein hochwertiges Futter mit der eigenen Mahl- und Mischanlage. Es ist ein Mix aus Weizen, Gerste, Erbsen, Soja, Weizenkleie und Mais. Alles wächst in der Region und damit haben die Tiere alles, was sie brauchen, um sich gesund und fit zu halten.

Der landwirtschaftliche Betrieb wirtschaftet mit konventionellen Produktionsverfahren. Alle Rohstoffe und Ressourcen können somit direkt für die Tiere genutzt werden und müssen nicht zugekauft werden, was für eine ökologische Wirtschaftsweise für den Betrieb notwendig wäre. Die Landwirtin hat sich mit ihrer Familie für diesen Weg der nachhaltigen, regionalen und kreislaufgesteuerten Nahrungsmittelerzeugung entschieden.

Gesunde Tiere - keine Medikamente

Die regelmäßige Tierbegutachtung, die sogenannte Bonitierung der Tiere, ist bei Tierhalterin Körkel ein wichtiger Teil der Arbeit. Verletzte oder gestresste Tiere werden in einen gesonderten Stallteil gebracht, damit sie sich erholen und auch auf ihr Gewicht kommen können. In ihrem kurzen Leben soll es den Tieren gut gehen. So hat die Landwirtin beim Bau des Stalles darauf geachtet, dass die Lüftungsklappen groß genug sind. Das dient der guten Lüftung aber auch dem ungehinderten Rein- und Rausgehen der Tiere. Die Beobachtung der Tiere zeigte, dass diese das Bedürfnis nach breiten Zugängen haben, da diese sonst gern von ranghöheren Tieren besetzt und damit versperrt werden. Es zeigte sich auch, dass Ausläufe nicht durch steile Rampen erreichbar sein sollten und am besten sogar ohne Rampen.

Die Landwirtin ist überzeugt, dass diese Haltungsform, kombiniert mit einem guten Management, Kontrollen und persönlicher Beobachtung es ihr ermöglicht, dass sie normalerweise ohne Antibiotika auskommen kann. Wenn ein Tier jedoch ernsthaft erkrankt, wird ein Tierarzt zu Rate gezogen und die notwendigen Medikamente werden auf das einzelne Tier bezogen eingesetzt. Die Wartezeiten werden eingehalten und die Kundinnen und Kunden werden darüber informiert.

Auch regional: Schlachtung und Vermarktung

Der Kundenstamm umfasst rund 1.300 Verbraucherinnen und Verbraucher aus der Region. Drei Wochen vor dem Schlachttermin sind alle Tiere verkauft, es kann zwischen schwereren und leichteren Tieren gewählt werden. Eine verbindliche Vorbestellung ist für die Vermarktung notwendig, diese erfolgt inzwischen überwiegend online, die Termine werden auf der Webseite oder auch in Newslettern bekannt gegeben.

Im Mai wurde ein Versuch zum mobilen Schlachten gemacht. Da dies sehr zufriedenstellend gelaufen ist, werden die Tiere nun ab August regelmäßig mobil geschlachtet. Bisher hat die Tierhalterin das Ausstallen und Verladen der Tiere schon selber übernommen, da die Tiere sie kennen und ihr vertrauen und somit beim Verladen ruhiger waren. Die Tiere wurden zum Schlachtraum einer nahen Metzgerei gebracht, von wo aus sie direkt nach der Schlachtung abgeholt werden konnten. Das Verladen fällt durch das mobile Schlachten weg und ist ein weiterer Pluspunkt für die tiergerechtere Haltung. Landwirtin Körkel ist überzeugt, dass sowohl die längere Lebensdauer als auch der geringere Stress beim Schlachten zu mehr Qualität und Geschmack bei ihren Hühnern führt.

Kritik an der konventionellen Masthühnerhaltung

Die konventionelle Haltung von Masthühnern, insbesondere aufgrund der Besatzdichten und geringen Beschäftigungsmöglichkeiten der Tiere steht in der Kritik. Um die Landwirte bei der Verbesserung der Haltung von Masthähnchen zu unterstützen, ist ein Wissenstransfer von Erkenntnissen und Erfahrungen erforderlich. Dazu gehört auch das Projekt „Hühnermast im Mobilstall“ im Rahmen der Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) Tierschutz.

Seit Mai 2019 nimmt Landwirtin Körkel an dem Projekt „Hühnermast im Mobilstall“ der MuD Tierschutz teil. Sie profitiert von einer wissenschaftlichen Betreuung im Projekt und teilt ihre Erfahrungen mit Kolleginnen und Kollegen. Für die Tierbeobachtung verwendet sie beispielsweise die Beurteilungskarten für Legehennen des sogenannten MTool, das im Rahmen der MuD Tierschutz entwickelt wurde. Für die Bonitierung nutzt sie außerdem das Welfare Quality Assessment Protocol für Geflügel und die Tierschutzindikatoren des Kuratoriums für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL).

Weitere Informationen

Internetseite des Betriebs: Annes Ha(h)nauer

Projekt Hühnermast im Mobilstall der MuD Tierschutz

Allgemeine Informationen zur Geflügelhaltung

Hühnerleben und Verbesserungen in der Haltung