Moderne Technik im Milchkuhstall – interessant für Jung und Alt
Beim Tag des offenen Hofes am 10. Juni 2018 hieß es auf dem Hof Oberberge der Familie Simon in Schwelm "Wir machen die Tore auf!".
Auf dem Milchviehbetrieb der Familie Simon gab es jede Menge Informationen über Kühe, Rinder und Kälber sowie viele andere Bereiche der heimischen Landwirtschaft. Kuhstallführungen, Landmaschinen und eine Menge bunter Aktionen wie beispielsweise ein Hofquiz, ein Tierquiz, Ponyreiten, ein Imker, eine Bäckerei und das Landfrauencafe boten Interessantes und Kulinarisches für jede Altersklasse.
"Wir leben gern mit den Tieren"
Erwartet waren an die 3.000 Interessierte, doch am Ende fanden ca. 6.000 bis 7.000 große und kleine Besucherinnen und Besucher den Weg auf den Hof. Bei der Begrüßung zeigte sich Landwirt Hinnerk Simon überwältigt von dem großen Besucherstrom und stellte in einer beeindruckenden Begrüßungsrede seine Familie und den Betrieb vor. Seine Motivation, am Tag des offenen Hofes seinen Betrieb für die Öffentlichkeit zu öffnen, beschrieb er wie folgt: "Ich habe mir überlegt, es kann doch schön sein, wenn wir unserer Bevölkerung mal zeigen können, wie die Lebensmittel produziert werden, ohne weite Wege zu machen. Wir sprechen ja alle von heimischer Landwirtschaft." Weiter sagte er: "Wir leben gern mit den Tieren. Und wir möchten Ihnen gern zeigen, wie die Milch vom Gras zum Glas kommt."
Drei Personen bewirtschaften den Betrieb
Wer hätte das gedacht? Drei Personen (Eheleute Simon und Tochter Kirsten) mit gelegentlichen Aushilfen, 145 Milchkühe (insgesamt 170 Tiere) und 185 Hektar Land: Das geht nur mit moderner Technik und einem hohen Technisierungsgrad. Die Kühe haben Halsbänder um und sind mit einem Transponder versehen, der alles aufzeichnet. Wenn der Computer feststellt, dass sich ein Tier merkwürdig verhält, gibt es bei den Simons einen Hinweis aufs Handy und sie können direkt nachschauen, was mit dem Tier los ist. Einmal am Tag gehen sie selber durch den Stall und schauen sich jedes Tier an. Familie Simon hätte gerne einen Gesellen, darum haben sie sich bemüht, doch es hat leider nicht geklappt. Und so muss immer einer aus der Familie vor Ort sein. Allerdings ist dennoch mal ein Urlaub drin. Der Arbeitstag dauert in der Regel länger als acht Stunden – und es dreht sich immer alles um die Tiere. Wichtig für die tägliche Arbeit sind beispielsweise schnelles Internet, eine gute Wasserversorgung und gute Verkehrsanbindung, besonders bei verteilten Flächen wie bei den Simons. Das ist noch verbesserungswürdig.
Ganz nah dran – bei den Führungen durch die Ställe
Besonders viel konnten die Besucherinnen und Besucher bei den Stallführungen erfahren: vom Abkalbestall über den Kälberstall, der liebevoll als Kindergarten bezeichnet wird, über den Jungviehstall bis zum Milchkuhstall mit dem Melkroboter.
Im Abkalbestall bekommen die Kühe ihre Kälber und verbringen auch den Zeitraum vor der Geburt des Nachwuchses dort. Die Kälber bleiben ein paar Stunden bei der Mutter bis sie trocken geleckt sind und die erste Milch trinken können. Dann kommen sie in den sogenannten "Kindergarten", in dem sie in der Gruppe mit den anderen Kälbern leben und am Milchautomaten ihre Rationen Milch trinken können, die ihnen automatisch zugeteilt werden.
Vom Kälberstall kommen die Tiere in den Jungviehstall, wo alles dafür getan wird, dass sich der Körper der Tiere gut und gesund entwickelt. Die Kühe bekommen das erste Kalb im Alter von circa 2 bis 2,5 Jahren. Danach bekommen die Tiere, gemäß dem natürlichen biologischen Rhythmus, ungefähr ein Kalb im Jahr. Die älteste Kuh im Stall ist 14 Jahre alt und hat 10 Kälber geboren. "Nun hat sie schon graue Haare und geht bald in Rente," sagte Simone, die älteste Tochter der Landwirte, die die Führungen sehr interessant gestaltete und alle Fragen gern beantwortete.
Der Melkroboter managt das Melken
Von besonderem Interesse war im Milchkuhstall der Melkroboter. Wenn eine Kuh zum Melken kommt, erkennt der Melkroboter, wann diese Kuh zuletzt beim Melken war, wie oft sie insgesamt am Tag schon dort war und wieviel Kraftfutterpellets sie dort schon bekommen und gefressen hat. Der Abstand zwischen den Melkvorgängen muss mindestens vier Stunden betragen. Wenn eine Kuh früher zum Melken kommt, bleibt die Tür verschlossen und die Kuh kann nicht "Melken". Es ist also unterschiedlich von Kuh zu Kuh, wie häufig die einzelnen gemolken werden: von einmal bis viermal ist alles möglich. Die Menge der Milch variiert ebenso. Nachdem die Tiere ein Kalb geboren haben, geben sie zu Anfang bis zu 50 l Milch am Tag, die Menge wird im Lauf der Zeit weniger. Im Durchschnitt geben die Kühe auf dem Betrieb Simon 30 l Milch am Tag.
Im Stall ist noch mehr Technik zu sehen: Es gibt eine Putzmaschine, die den Stall sauber hält, dennoch müssen auch dabei die Simons mit Hand anlegen. Außerdem gibt es eine Maschine, die auf dem Futtertisch das Futter für die Milchkühe immer wieder von der Mitte des Stalles zu den Fressplätzen zurückschiebt. Für das Wohlbefinden der Kühe gibt es eine Bürste, an der sich die Tiere Kopf und Rücken massieren lassen können. "Die Arbeit der Kühe ist vergleichbar mit der eines Hochleistungssportlers", wurde den Besucherinnen und Besuchern erklärt. Leistung kann man nur von den Tieren erwarten, wenn auch das Wohlbefinden entsprechend ist.
Zur Temperaturregulierung gibt es große Ventilatoren im Stall, die die Temperatur im Stall herunterkühlen. Am Hoftag war es sehr warm und Simone Simon erklärt: "An solchen warmen Tagen halten sich die Tiere im Stall auf, denn sie mögen am liebsten Temperaturen zwischen 15 und 20 Grad". Die Tiere haben täglich 6 bis 8 Stunden Weidegang am Tag. Von diesen hatten sie am Hoftag bevor es losging schon 4 bis 5, doch dann wurde es ihnen zu warm und sie kühlten sich lieber im Stall etwas ab. Die Tiere fressen und liegen, so wie sie wollen, darauf haben die Landwirte keinen Einfluss.
Gutes Futter für Tiergesundheit und Milchproduktion
Die Tiere fressen zusätzlich Gras- und Maissilage im Stall, das Gras wird auf den eigenen Weiden gemäht, der Mais wird selber angebaut. Die Stärke des Maises ist für die Milchproduktion wichtig. Die Fütterung ist auf die Milchproduktion und für die Gesundheit der Tiere abgestimmt. Am Roboter bekommen die Tiere eine kleine Menge pelletiertes Kraftfutter am Tag, das dient auch der Motivation, zum Melkroboter zu gehen. Tiere, die in der Hochleistung stehen, also die kurz nach dem Abkalben sind, bekommen mehr Kraftfutter als die anderen, bei denen das Abkalben schon etwas länger her ist. Das Kraftfutter kann mit einem Schokoriegel bei uns Menschen verglichen werden, zu viel davon ist auch nicht gut, und die Abwechslung beim Fressen mit dem anderen Futter ist wichtig.
Die produzierte Milch wird auf dem Hof Simon kontrolliert, ob die Milch verkehrsfähig ist, und dann wird sie erst für den Verkauf freigegeben. Alle drei Tage kommt der Milchwagen und holt die Milch auf dem Hof ab, um sie zur Molkerei zu bringen. Bis dahin wird sie in einem Tank gelagert, wo sie auf vier Grad heruntergekühlt wir, damit sie frisch bleibt. Täglich ist der Hof auch für den direkten Verkauf geöffnet.
Einzelheiten zum Betrieb Simon
Das Gut Oberberge gehörte 1329 zum Kloster Gevelsberg. Die Pächter des Hofes mussten ab 1372 eine sogenannte Leistungspflicht, d.h. Teile der Ernte sowie vier Hühner und eine Gans als Pacht an das Kloster übergeben. 1618 brannte das gesamte Gut ab und wurde wieder neu errichtet. Im Jahre 1799 ging der Hof durch Kauf an private Besitzer über.
Seit 1988 bewirtschaftet nun Familie Simon den Hof. Von einst 40 Hektar Acker- und Grünland, 20 Hektar Wald und 30 Kühen in der Anbindehaltung wuchs der Hof durch Zupachtungen – vor allem in der Milchquotenzeit – auf sein jetziges Niveau. Seit 1994 wurden regelmäßig Baumaßnahmen wie zum Beispiel Ställe, Siloanlagen, Hofbefestigungen usw. durchgeführt. Zurzeit laufen Planungen für eine neue Siloanlage. Somit stellt sich Oberberge für eine erfolgreiche Zukunft der neuen Generation auf.
- Betriebssystem: Milchviehhaltung mit Ackerbau
- Tiere: 145 Milchkühe mit Nachzucht
- Betriebsgröße: 185 Hektar, davon 85 Hektar Grünland, 100 Hektar Ackerbau
- Angebaute Früchte: Raps, Weizen und Mais
Besuchen auch Sie einen Hoftag in Ihrer Nähe
Und wenn Sie jetzt auch Lust bekommen haben, einen landwirtschaftlichen Betrieb zu besuchen, können Sie sich auf Wissenswertes rund um die Landwirtschaft, viele Bauernhoftiere, bunte Informations-Programme und eine große Vielfalt an Speisen und Getränken freuen. Auf den Höfen gibt es viel zu entdecken:
- Den Blick in die Ställe von Kühen, Schafen und Geflügel
- innovative und beeindruckende Landtechnik
- Landwirtinnen und Landwirte, die mit Ihnen gerne ins Gespräch kommen
- Attraktionen wie Strohburg, Hüpfburg, Trettreckerfahren, Tischkicker, Wettmelken ...