Schafe und Hühner im Siegerland
In einen mobilen Hühnerstall schauen, einen Melkstand für Schafe aus nächster Nähe sehen und bei der Schafschur dabei sein: das gab es alles am Tag des offenen Hofes auf dem Betrieb der Familie Kühn.
Auf dem Hoftag am 22. Juli 2018 begrüßte der Betriebsleiter Matthias Kühn die Gäste: "Wir halten Schafe und Hühner und möchten Ihnen zeigen, wie Lebensmittel produziert werden. Wir laden Sie ein, sich alles anzugucken, und genießen Sie den Tag." Matthias Kühn bewirtschaftet zusammen mit seiner Frau Ricarda und seiner Schwester Sarah Kühn einen Betrieb mit 40 ha Land, dies jetzt seit 11 Jahren. Es werden täglich 140 Schafe gemolken und die 840 Hühner leben in mobilen Hühnerställen, jeden Tag legen die Hühner im Durchschnitt 730 Eier. Auf dem Familienbetrieb "Edelkäserei-Kalteiche" in Wilnsdorf-Wilgersdorf konnten die Besucherinnen und Besucher am Tag des offenen Hofes alles aus nächster Nähe betrachten und viele Fragen stellen. Bei der Begrüßung erzählt Landwirt Kühn außerdem, dass er zeigen möchte, dass Landwirtschaft im Kreis Siegen-Wittgenstein im Haupterwerb funktioniert: "Immer mehr Landwirte betreiben Landwirtschaft nur noch im Nebenerwerb. Die Kühe verschwinden von der Bildfläche, viele sind bereits verkauft worden und die Betriebe werden zu Reiterhöfen."
Die Schafe und Hühner auf dem Betrieb werden nach den Regeln des Demeter-Verbandes gehalten. Matthias Kühn erläutert, dass es ihm wichtig ist, unter einem hohen Standard Lebensmittel zu produzieren. Die Hühner wechseln in Hühner-Mobilen immer wieder die Auslauf-Wiese und die Milchschafe grasen rund um den idyllisch gelegenen Bauernhof im Weißbach-Tal. Die engagierten jungen Betreiber produzieren aus der Milch selbst Schafskäse. Sie vertreiben ihre Produkte im eigenen Hofladen und bringen sie in einer wöchentlichen Liefertour zu Geschäften in der Region, sogar bis in den Kölner Raum. Sie verkaufen auch auf Wochenmärkten wie zum Beispiel in Bonn Bad-Godesberg oder auch in Kreuztal oder Siegen. Hilfe haben sie dabei von zwei jungen Menschen, die ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren, und einem weiteren Mitarbeiter, der die Liefertouren übernimmt.
Jeden Tag ein Ei: das Leben der Legehennen
Die 840 Hühner auf dem Hof leben auf den Grünflachen und in mobilen Hühnerställen. Die Hühner legen im Durchschnitt jeden Tag 730 Eier. In den Ställen bekommen die Hühner eine Getreidemischung als Futter. Oben im Stall gibt es Sitzstangen, auf denen die Hühner schlafen. Die Eier legen sie in die Nester, die mit Dinkelspelz und Strohhäcksel eingestreut sind. Unten im Stall ist ein "Wintergarten", hier finden die Hühner im Sommer ein schattiges Plätzchen, einen Unterstand bei Regen und im Winter Schutz vor Schnee.
Damit die Hühner frisches Grün zum Futter haben, werden die Ställe alle drei bis vier Wochen, je nach Bewuchs des Auslaufs, weitergefahren. So weiden die Hühner die Wiesen rund um den Hof ab. Bei der Trockenheit wie in diesem Jahr sieht die abgegraste Wiese, auf der ein Hühnermobil bis vor kurzem gestanden hat, etwas runtergekommen aus. Das liegt daran, dass durch das trockene Frühjahr die Klee-Untersaat nicht durchgekommen ist. Wenn es so warm ist wie zurzeit werden kleine Hölzer zwischen Stall und den ausfahrbaren Klappen der Legenester gesteckt, damit für Luftaustausch gesorgt ist. Die Hühner halten sich bei der Wärme lieber im Stall auf als auf der Auslauffläche.
Schafe und Lämmer
Die Schafe sind streng saisonal brünstig und bekommen im Schnitt 2 Lämmer. Die Lammzeit ist von November bis Januar. Vor dem Aufstallen im Winter und vor dem Weidegang im Frühsommer werden die Schafe geschoren. Schafe sind ausgesprochene Herdentiere. Einzeltiere entfernen sich ganz selten weit von der Herde. Der Schafbock, der nur zur Brunstzeit in der Herde ist, bewacht seine "Damen" sehr gut.
Pro Jahr werden auf dem Hof etwa 180 Lämmer geboren. Die Lämmchen bleiben sechs Wochen bei ihren Müttern und werden gesäugt. In dieser Zeit wird nur die Restmilch zum Käsen verwendet. Wenn die Lämmer alt genug sind und auch schon alleine fressen können, werden sie morgens, nach dem Melken, von den Müttern getrennt und trinken dann erst wieder abends. Ihren Tag verbringen sie im "Lämmerkindergarten". Dort gibt es Heu und Hafer für den Nachwuchs. Mit etwa drei Monaten ziehen die Lämmer in ihren eigenen Stall. Jetzt brauchen sie gar keine Milch mehr.
Morgens und abends melken: der Melkstand für die Schafe
Die Schafe werden etwa zehn Monate im Jahr gemolken. Acht Wochen vor der Lammzeit werden sie "trockengestellt", so dass sie vor der Geburt eine Ruhezeit haben und sich regenerieren können. Zweimal täglich wird gemolken: morgens um 6 Uhr und abends um 17 Uhr. Es passen 16 Schafe auf den Melkstand, und es werden acht Tiere gleichzeitig gemolken. Insgesamt müssen zwei Stunden für einen Melkvorgang eingerechnet werden, da die Schafe erst von der Weide in den Schafstall getrieben werden, dabei helfen die Hütehunde - die Border-Collies. Im Schafstall ist der Zugang zum Melkstand. Der eigentliche Melkvorgang dauert eine Stunde.
Auf dem Melkstand erhalten die Schafe eine kleine Portion Hafer und etwas Kraftfutter, das aus Mais, Weizen und Rapsschrot besteht. Die Milch wird in der Milchküche gesammelt, gekühlt und alle zwei Tage in der Käserei verarbeitet. Normalerweise gibt ein Schaf ungefähr einen Liter Milch. Bei der derzeitigen Wärme geben die Schafe weniger, da sind es nur ca. 700 ml Milch. Durch die Trockenheit bedingt, bekommen die Schafe zusätzlich Heuballen auf die Wiese gelegt, diese sollten eigentlich für die Winterration sein.
Milchverarbeitung: Blick in die Käserei
In der Käserei wird die Milch zu einer großen Vielfalt an Frischkäse, Weichkäse und Schnittkäse verarbeitet. Der Käsekessel fasst 400 Liter. Jährlich verarbeitet die Familie insgesamt etwa 75.000 Liter Milch zu Käse.
Verkäst wird die eigene Schafsmilch und zusätzlich noch Ziegenmilch von einem Partnerbetrieb, der die Ziegen vom Betrieb Kühn übernommen hat, da Familie Kühn lieber mit Schafen arbeiten wollte. Der Verarbeitungsprozess dauert etwa sechs Stunden. Die Reifezeit der Käse ist je nach Sorte unterschiedlich. Frischkäse kann nach drei Tagen genossen werden, Hartkäse können bis zu einem Jahr reifen. Dafür gibt es einen Keller hinter der Käserei. Hier lagern der Schnitt- und Hartkäse bei ca. 12 - 15 Grad.
Tag des offenen Hofes: warum?
Vor drei Jahren hat der Betrieb Kühn bereits einmal ein Hoffest durchgeführt, und das mit großem Erfolg. Zu diesem Hoffest kamen ungefähr 2.000 Besucherinnen und Besucher. Eine ähnliche Besucherzahl oder noch ein paar mehr erwartete Matthias Kühn auch für diesen Hoftag. Und sie sind gekommen: Obwohl es ein heißer Tag war, kamen viele Interessierte und vor allem auch viele Familien mit Kindern, um die Landwirtschaft vor Ort live zu erleben. Und es lohnte sich für die Kleinen (und auch die Großen), denn das Programm war umfangreich.
Eine große Menschenmenge fand sich bei den Schafen auf der Weide ein, um einem Schafscherer bei der Arbeit zuzuschauen. Alle verfolgten das Geschehen mit großem Interesse und es gab einige Erklärungen und alle Fragen wurden beantwortet. Als das erste Schaf von der Wolle befreit war, durften die Kinder das Schaf streicheln. Wer sich praktisch betätigen wollte, konnte in der Käseschule selbst Käse herstellen. Die Arbeit der Border-Collies wurde in einer Vorführung gezeigt.
Besuchen auch Sie einen Hoftag in Ihrer Nähe
Und wenn Sie jetzt auch Lust bekommen haben, einen landwirtschaftlichen Betrieb zu besuchen, können Sie sich auf Wissenswertes rund um die Landwirtschaft, viele Bauernhoftiere, bunte Informations-Programme und eine große Vielfalt an Speisen und Getränken freuen. Auf den Höfen gibt es viel zu entdecken:
- Den Blick in die Ställe von Kühen, Schafen und Geflügel
- innovative und beeindruckende Landtechnik
- Landwirtinnen und Landwirte, die mit Ihnen gerne ins Gespräch kommen
- Attraktionen wie Strohburg, Hüpfburg, Trettreckerfahren, Tischkicker, Wettmelken ...