Seeluft-Schweine am Ratzeburger See

Die Schweine auf Lödings Bauernhof leben in einem Naturklima-Strohstall. Wie die Schweine dort leben und was die Besonderheiten dieses Stalles ausmachen, das konnten Interessierte am Tag des offenen Hofes vor Ort erfahren. Am 10. Juni 2022 wurde auf dem Betrieb die bundesweite Aktion "Tag des offenen Hofes" eröffnet. Betriebsleiter Andreas Löding begrüßte die Gäste und freute sich über das große Interesse.

Lödings Bauernhof ist ein kleiner landwirtschaftlicher Familienbetrieb, deren Philosophie Saisonalität und Regionalität ist. Bewirtschaftet werden 30 Hektar Eigentumsfläche und 10 Hektar Landfläche. Das Besondere an dem Betrieb ist, dass alles in der Landwirtschaft Erzeugte auch komplett selber vermarktet wird. Der Hof hat einen eigenen Hofladen und eine Bauernhofgastronomie. Ohne diese Besonderheiten, so Landwirt Löding, würde es den Betrieb wohl nicht mehr geben. Die Standbeine sind der Spargelanbau und der Himbeeranbau sowie die Seeluft-Schweine. Alles wird direkt vermarktet, entweder frisch oder verarbeitet. Bei den Seeluft-Schweinen werden nur so viele gemästet wie auch vermarktet werden können. Die Schlachterei ist nur einige Kilometer entfernt, so dass auch hier die Wege nicht weit sind.

Betriebsleiter Löding freut sich und ist auch stolz darauf, dass er bei der Eröffnung der Hoftage als Vorzeigebetrieb bezeichnet wird. Jedoch gibt er zu bedenken, dass der Betrieb wahnsinnig klein ist und dass er nicht weiß, ob er in fünf bis zehn Jahren noch wettbewerbsfähig sein kann.

Landwirtschaft zum Anfassen und Erleben

Besucherinnen und Besucher können während der Hof-Öffnungszeiten jederzeit um den Stall herumgehen und überall hineinschauen, und das nicht nur am Tag des offenen Hofes. Sie können sehen, wie die Tiere im Stroh spielen, am langen Trog stehen und zufrieden vor sich hin schmatzen oder miteinander toben oder sogar im Außenbereich im Sand wühlen.

Der Naturklima-Strohstall ist etwas ganz Besonderes: Nach mehreren Jahren der Planung ist ein tagheller Stall für bis zu 400 Schweinen entstanden, in dem meist nur etwa 150 Schweine leben. Die Tiere haben somit zwei- bis dreimal so viel Platz wie andere Tiere. Das Ziel war es einen Stall zu bauen, in dem sich die Schweine sichtbar wohl fühlen und in den die vielen Besucher des Hofes während der Öffnungszeiten jederzeit Einblick nehmen können. Dieses Stallkonzept mit dem Hauptziel: "Bestmögliche tiergerechte Haltung" wurde gefördert von der Europäischen Union, dem Bund und dem Land Schleswig-Holstein.

Die Besonderheiten für die Schweine:

  • offener Stall,
  • die Schweine sind immer an der frischen Luft (Naturklima),
  • die Schweine haben etwa doppelt so viel Platz wie in gewöhnlichen Ställen,
  • sie leben auf Stroh,
  • sie haben einen Wellness-Bereich (Sandbereich zum Wühlen),
  • sie haben viele Spiel- und Beschäftigungsmöglichkeiten (Hölzer, Bälle, Sand, Stroh).

Funktionsbereiche im Stall

Die Schweine richten sich die Bucht, das ist ihr Stallbereich, wie eine Wohnung in Funktionsbereiche ein. Die Stallbuchten bieten dem einzelnen Tier sehr viel Platz und sind in die Zonen "Schlafen", "Fressen" und "Bewegen" unterteilt. Schweine sind von Natur aus sehr saubere Tiere. Das Koten erfolgt durch die Aufteilung der Bucht fast ausschließlich im "Bewegungsbereich". Hier wird der Mist regelmäßig weggeschoben.

Zum Schlafen haben die Tiere "Nester", die sie durch ihre eigene Körperwärme aufheizen. Diese Nester sind etwa 1 Meter hoch. Drei Seiten bestehen aus Beton, eine Seite bildet ein Streifenvorhang durch den die Tiere durchschauen und durchgehen können und nach oben sind sie durch einen "Deckel" geschlossen, damit die aufsteigende Wärme nicht verloren geht, sondern das Nest behaglich warmgehalten wird. Diesen mit viel Stroh eingestreuten Ort halten die Schweine von Natur aus sehr sauber. Das Fressen findet am langen Trog statt.

Der Stall ist zur Südseite komplett offen (Offenstall) und zur Nordseite mit Lochblech ausgestattet. Dadurch ist keine Lüftungsanlage erforderlich und entstehende Gerüche werden permanent "weggeweht". Auf diese Weise wird eine unangenehme Geruchsbildung im Stall stark eingeschränkt und die Schweine leben in völlig natürlichem Klima.

Täglich wechselnd darf zusätzlich jeweils eine der Buchten in den "Wellness-Bereich". Dieser zusätzliche ist mit Sand gefüllt. Die Schweine mögen es, mit der Schnauze im Sand zu wühlen und darin liegende kleine Baumstämme umherzurollen, mit dem Ball zu spielen oder sich zu suhlen. Am Abend gehen die Tiere meist erschöpft vom vielen Toben ganz alleine zurück in ihre Bucht, um zu schlafen. "Es ist uns wichtig, dass die Tiere die Möglichkeit haben, ihre natürlichen Instinkte auszuleben und es macht viel Freude ihnen dabei einfach zuzusehen“, sagt Landwirt Löding.

Ferkel aus der Region

Der Betrieb kauft die Ferkel von einem Ferkelerzeuger in der Region. In einem Alter von etwa drei Monaten kommen die Ferkel mit einem Gewicht von 25 bis 30 kg auf Lödings Bauernhof. Jedoch gibt dieser Sauenhalter aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage die Ferkelerzeugung auf, und das ist schon der zweite, teilt der Landwirt mit. Somit muss er sich erneut nach einem neuen Ferkelerzeuger umschauen.

Das Futter bezieht der Hof ebenso aus der Region. Es besteht vor allem aus den Getreidearten Gerste, Weizen, Roggen und Triticale (Kreuzung aus Weizen und Roggen). Für die Eiweißversorgung sind Raps- und Sonnenblumenschrot enthalten. Auf Soja wird bewusst verzichtet, da es sich dabei nicht um ein regionales Futtermittel handelt.

Aufgrund des großen Platzangebotes und viel Bewegung wachsen die Schweine deutlich langsamer heran als viele ihrer Artgenossen in geschlossenen Ställen. Die meisten Tiere werden in einem Alter von acht bis neun Monaten und mit einem Gewicht von 120 bis 140 kg von einer Fleischerei in Mölln geschlachtet.

Die Fleischerei verarbeitet das Fleisch nach eigenen und nach Rezepten des Hofes zu Fleisch- und Wurstspezialitäten. Wurst und Schinken werden ausschließlich über den Hofladen in Buchholz und die eigenen Verkaufsstände vermarktet. Zusätzlich ist an meistens zwei Wochenenden im Monat frisches Fleisch im Hofladen erhältlich. Außerdem kann man das Fleisch bei den verschiedenen Buffets auf dem Hof genießen.

Andreas Löding ist überzeugt: "Die beste Qualitätssicherung sind die Kunden durch die Direktvermarktung. Wir rechnen aus, was wir für die landwirtschaftlichen Produkte benötigen und schreiben den Preis an die Ware."

"Verstehen, was Landwirtschaft macht"

Immer am 1. Sonntag im September feiert Lödings Bauernhof seine Tiere mit dem "Tag des Seeluft-Schweins". An diesem Tag stehen bei Stallführungen durch die Familie fachliche Informationen rund um die Schweinehaltung im Vordergrund.

Für Andreas Löding ist der Tag des offenen Hofes die ideale Gelegenheit, mit den Kunden in Kontakt zu treten: "Positiv ist, dass man an einem Tag des offenen Hofes so viel Zuspruch erhält und die Bürger verstehen, was Landwirtschaft macht."

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