Alternativen zum Töten männlicher Küken
Seit 1. Januar 2022 ist das Kükentöten in Deutschland verboten. Jedes Jahr wurden allein in Deutschland jährlich etwa 45 Millionen männliche Küken getötet, denn bei der Nachwuchsgewinnung für Legehennen hat die Geflügelwirtschaft keine Verwendung für die männlichen Küken. Die männlichen Hühner in diesen Zuchtlinien der Legehennen setzen wenig Fleisch an. Und Eier legen sie sowieso nicht.
Damit das Kükentöten ein Ende hat, werden Alternativen gesucht. Auf der einen Seite wird die Geschlechtsbestimmung im Ei vorangetrieben, auf der anderen Seite werden Hühner gezüchtet, die sowohl als Legehennen als auch als Masthühner Verwendung finden, das sogenannte Zweinutzungshuhn.
Geschlechtsbestimmung im Ei
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben neue Methoden erforscht, die geeignet sind, bei befruchteten Hühnereiern das Geschlecht bereits frühzeitig im Ei zu erkennen. Eier, aus denen sich männliche Küken entwickeln, können daraufhin aussortiert werden. Ein Ausschlüpfen und anschließendes Töten männlicher Küken kann so von vornherein verhindert werden.
Inzwischen haben die Forscher zwei Verfahren entwickelt, um das Geschlecht im Ei zu bestimmen. Die Verfahren heißen "Spektroskopisches Verfahren" und „Endokrinologisches Verfahren“.
Bei der spektroskopischen Geschlechtsbestimmung im Ei ("Infrarot-Raman-Spektroskopie") wird das Ei etwa vier Tage lang bebrütet. Dann wird mit einem Laser ein kleines Loch in das Ei geschnitten und ein spezieller Lichtstrahl in das Innere des Eis geschickt. Das Geschlecht wird durch eine Analyse des reflektierten Lichts bestimmt. Im Anschluss wird das Ei wieder verschlossen.
Bei der endokrinologischen Methode werden die Eier etwa neun Tage lang bebrütet. Zwischen dem 8. und 10. Tag wird von jedem Ei über eine Nadel etwas Flüssigkeit (embryonaler Harn) entnommen. An diesen Proben wird das Geschlecht mit einem biotechnologischen Nachweisverfahren anhand der enthaltenen Hormone innerhalb kurzer Zeit bestimmt, so wie bei einem Schwangerschaftstest.
Die Systeme erkennen auch unbefruchtete oder nicht entwicklungsfähige Bruteier. Sie werden ebenso wie die männlichen Eier aussortiert und dienen als wertvoller Rohstoff für verschiedene industrielle Anwendungen. Die anderen Eier werden weiter bebrütet. Nach insgesamt 21 Tagen schlüpfen die weiblichen kleinen Küken, von der Geschlechtsbestimmung bekommen die Tiere nichts mit. Die Verfahren werden in den folgenden Filmen anschaulich erklärt:
Das spektroskopische Verfahren
Das endokrinologische Verfahren
Das Zweinutzungshuhn
Bei Zweinutzungshühnern handelt es sich um Kreuzungszuchtlinien oder Rassen, bei denen beide Geschlechter aufgezogen werden: Weibliche Küken kommen als Legehennen zum Einsatz; männliche Küken werden zur Mast aufgezogen. Wer sich als Landwirt für diese besondere Nutzungsrichtung entscheidet, verzichtet auf Maximalerträge, geht er doch zum Wohl der Tiere einen doppelten Kompromiss ein. Denn: Die weiblichen Tiere legen weniger Eier als herkömmliche Legehennen, die männlichen Tiere nehmen im Vergleich zu Hähnen üblicher Mastlinien langsamer zu und haben eine geringere Fleischausbeute.
Das Zweinutzungshuhn ist dann eine Alternative, wenn Verbraucherinnen und Verbraucher bereit sind, die höheren Preise für Fleisch und Eier zu zahlen. Doch das ist bisher eher weniger der Fall, auch wenn Umfragen bei den Befragten die Bereitschaft zu einem Aufpreis feststellen.
Aus Sicht von Experten ist daher absehbar: Zweinutzungshühner werden nur dann eine echte Alternative, wenn es gelingt, Tiere zu züchten, die mehr Eier legen und sich besser mästen lassen. Verschiedene Zuchtunternehmen haben dies erkannt und widmen sich bereits verstärkt dieser Aufgabe.
Das Zweinutzungshuhn - Forschung für mehr Tierwohl
Bruderhahn-Initiative
Bei der "Bruderhahn-Initiative" handelt es sich nicht wie beim Zweinutzungshuhn um eine besondere Rasse. Vielmehr werden die Brüder herkömmlicher Legehennen nicht aussortiert und getötet, sondern ebenfalls aufgezogen. Dabei wird in Kauf genommen, dass sie deutlich weniger Fleisch liefern, stärker verfetten können und eine deutlich schlechtere Futterverwertung aufweisen als männliche Küken aus Masthuhn- und Zweinutzungslinien. Der geringere Ertrag für das Fleisch dieser Tiere wird in diesem Modell über einen höheren Verkaufspreis der Eier aufgefangen.
Weitere Informationen
Auf dem Weg zum Beenden des Kükentötens - erste Eier im Handel
